Freitag, 28. Oktober 2011

Occupy Flopp oder Topp?: Sind Die noch zu retten?

Occupy Flopp oder Topp?: Sind Die noch zu retten?

Sind Die noch zu retten?

Die Occupy-Bewegung fand ihren Start am 17.09.2011 im Zuccotti Park  Lower Manhattan in New York City. Inoffiziell würde ich aber den Start auf den Beginn des arabischen Frühling vorverlegen. Die allgemeine Unzufriedenheit der politischen Systeme und deren mehr oder weniger demokratische Ausrichtung haben das Maß der Menschen bis zum Unerträglichen gefüllt und zum Überlaufen gebracht, mit der Konsequenz, dass insbesondere im arabischen Raum, teils friedlich aber auch mit Blutvergießen, die Fesseln der Unfreiheit durchtrennt wurden. Die Bilder dürften uns alle noch geläufig sein.

Diese arabischen Befreiungsschläge und der Drang, nach so vielen Jahren nur in der Fantasie gelebten Demokratie, Wirklichkeit werden zu lassen, dürfte hier Pate gestanden haben für den Start der Occupy-Bewegung in den USA.


Betrachtet man die geografischen Positionen der einzelnen Bewegungen, wird schnell deutlich das die Ziele der Menschen, sehr stark mit dem Leidensdruck in Verbindung gebracht werden.
So wurden in Ägypten und Libyen die Ziele, Erwartungen und Träume für die Zukunft sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Auch Syrien steht zurzeit in diesem mörderischen Prozess, dem Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit. Der Jemen dürfte, beflügelt durch die wenn auch zum Teil sehr blutig errungenen Erfolge, bald folgen.

Schaut man nun in die USA, werden die Erwartungen zwar benannt, aber an Deutlichkeit gegenüber dem arabischen Raum schon nicht mehr so klar definiert und abgegrenzt.
Hier fließen schon andere Forderungen und Wünsche nach Veränderung mit ein.


Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass diese Bewegung bis nach Europa und speziell nach Deutschland übergeschwappt ist.


Kommen wir nun nach Deutschland, beginnt das Jammern auf hohem Niveau.
Der Autor möchte betonen, dass er vollkommen hinter der Occupy-Bewegung insbesondere der deutschen steht und ein großes Potenzial zu möglichen Veränderungen sieht.
Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail, welches hierbei sogar wörtlich zu nehmen ist.
Nämlich in dem Detail, in dem sich der Deutsche gerne einmal verliert.
Und genau hier sehe ich die Gefahr, dass die Occupy-Bewegung verpufft wie ein Strohfeuer und die Ernsthaftigkeit an den Temperaturen der kommenden Monate abzulesen ist.

Land auf Land ab hat der Autor das Gespräch mit den Teilnehmern der Occupy-Bewegung teils über Internet teils durch direkte, persönliche Ansprache gesucht.
Das Ergebnis ist zum Teil erschreckend.
Auf die Frage nach den Zielen, Erwartungen, Forderungen und Ansichten, glichen sich die Antworten frappierend.
Man sei in der Findungs-Phase, man könne nichts Genaues sagen, da jeder eigenständig und für sich selber spricht und demonstriert, aber auch hier als Einzelner, angesprochen auf seine persönliche Meinung und Ansicht, nur schwammige Ausflüchte.
Der Eindruck entsteht, man ist zwar gegen bzw. für etwas, hat aber den Stachel im Fell noch nicht gefunden.
Es wird seitens der Teilnehmer angeprangert, dass keine echte Demokratie herrsche, aber den Fehler am jetzigen System kann man ebenso nicht in Worte kleiden.
Auf zähes Nachfragen spricht einer, dass das Finanzsystem schlecht sei und ungerecht, selbiger ist aber nicht in der Lage, dass Finanzsystem in groben Zügen zu erklären.
In abendlichen Zusammenkünften wird beschlossen, mehr Menschen für sich zu gewinnen und zu erklären, worum es der Occupy-Bewegung geht. Dieses Vorhaben kann nur zum scheitern verurteilt sein.
Die immer wieder herausgestellte Eigenständigkeit der einzelnen Teilnehmer könnte hier zum Problem werden. Es kann nicht jeder das große Ganze überblicken und so mancher hat vielleicht Angst seine vermeintlich kleinen Probleme oder Wünsche ans System preiszugeben um sich in seiner gefühlten Geringfügigkeit nicht als Depp zu outen.
In dieser Situation wird lieber öffentlich darüber debattiert, dass die eigens für Veganer ins Camp eingebrachten Lebensmittel, nicht von den anderen verzehrt werden sollen.
Skurrile Züge, wenn selbst die Notdurft politisiert wird, indem man darüber debattiert, ob ein durch eine politische Partei gesponsertes WC-Häuschen angenommen werden sollte oder nicht. Kernfrage, Ökomist oder bußgeldbewehrtes Großraumurinal?
Auf Befragen des normalen Bürgers, kenne man zwar zum großen Teil diese Occupy-Bewegung, aber was diese bezweckt, wird meistens mit Achselzucken und einem fragenden Gesichtsausdruck quittiert.
Auch wird in der Bewegung immer peinlichst darauf geachtet, dass auch ja alles genehmigt ist und keine Paragrafen oder Verordnungen übertreten werden. (Bundeskanzler Ackermann wird es freuen.)
Trotz der immer wieder betonten Unabhängigkeit des Einzelnen und den zum Teil halsbrecherischen Verrenkungen der Politik beim Versuch auf den Zug der plötzlich vorbeirauschenden Gerechtigkeit aufzuspringen, werden die Lobeshymnen an die Demonstranten über deren Verhalten, vielleicht auch unterbewusst, mir der Einhaltung aller Vorschriften belohnt.
Die Demonstranten sind deshalb auch so sympathisch, weil jeder Bürger in der Rush-hour freie Fahrt hat und der Müll planmäßig abgeholt wird. In diesem Fall ist das Verständnis gewiss.
Hätte man die Atomkraftgegner einfach nur mehr lieb haben müssen?
Man sucht nach Parolen, die man zu einer Demonstration rufen könnte, die aber das derzeitige Image nicht schädigen. Lieb soll es klingen.
Mit Parolen wie: „Hedgefonds in der Hungertod“ ist man gleich raus.
Hier ist eine Generation am Werk die das Demonstrieren nicht gelernt hat, deren Eltern aber sehr wohl angekettet spottend jeder Bundeswehr-Übung im Dreck gelegen hat, oder dem Wasserwerfer solch einen Widerstand entgegen gebracht hat als wäre es das Ausfüllen der anstehenden Steuererklärung.
Fällt die Revolution wirklich aus, weil der Rasen nicht betreten werden darf?
NEIN!

Ich denke das auch unter der Eigenständigkeit und der Unabhängigkeit des Einzelnen, die Erkenntnis der gemeinsamen Stärke dazu führen wird, erst einmal mit wenigen, aber von allen getragenen Eckpunkte, die Tür der Gerechtigkeit aufgebrochen wird.

Ist erst einmal ein Fuß in der Tür, wird es einfacher sein die vielen kleinen Veränderungen nachkommen zulassen.
Dann wird sich zeigen welche auf den Occupy-Zug aufgesprungenen „Demagogen“ weiterhin in der Ersten Klasse mitfahren wollen, oder dürfen.
Es haben Menschen ihr Leben gelassen, damit auch wir auf hohem Niveau uns nicht zurücklehnen, sondern gleichsam aufbegehren, die Ungerechtigkeit zu bekämpfen.
Die Ungerechtigkeit dürfte auch der Stachel im Fell sein, den es zu ziehen gilt, bevor die Fellpflege beginnen kann.